Was einem wirklich wichtig ist, darf nicht einfach dem Zufall überlassen werden!

Klar also, dass ich einige Testpersonen finden wollte, die das neue Atelier, die Einrichtung, die Stimmung und das Malgefühl testen sollten. Meine langjährige Malgruppe erklärte sich sofort eifrigst bereit, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen und die Räumlichkeiten auf ihre Gruppentauglichkeit genauestens zu prüfen. Wir planten demnach kurzerhand einen Workshop und die Gruppe konnte einziehen.

Der Abend begann mit Aahhs und Oohhs schon im Stiegenhaus, gefolgt von „Wow super“ beim Eintritt ins Atelier, einem „jööh, liäb“ in der kleinen Küche und dem abschließenden erleichterten „Klasse“ bei der Entdeckung der Heizung in der Toilette. Ich konnte erstmal aufatmen.

Dann musste der passende, einzig wahre Platz zum Malen gefunden werden. Es ist ja echt ein Unterschied, ob man am Fenster sitzt und über den Hauptplatz schauen kann, ob man am langen Tisch in der Mitte sitzt und hin und wieder auf das Blatt der anderen blinzeln kann oder ob man sich lieber an einen Tisch an der Wand zurückziehen möchte. Und bei den Sesseln kann man sich auch überlegen, ob man eine bunte, leichtfüßig jugendliche Klappvariante bevorzugt oder sich doch eher auf einem gut gepolsterten „Königinnensessel“ niederlassen möchte.

War dies alles befriedigend entschieden und eingerichtet, das Papier bereits auf die Malplatte geklebt, konnte man beginnen, das Malen ernsthaft ins Auge zu fassen. Die gewohnten Gurkengläser in der Hand, wurde die Wasserstelle in der Küche aufgesucht und beim Rückweg ins Atelier hatte sich bereits ein Gefühl der Vertrautheit eingefunden und man konnte beruhigt zu arbeiten beginnen.
Allmählich hatte sich auch jene unvergleichlich wunderbare Ruhe ausgebreitet, wie sie beim kreativen Schaffen einkehrt. Eine Stille, die meist nur von den Arbeitsgeräuschen der Pinsel und gelegentlichen Seufzern unterbrochen wird. Das ist ein gutes Zeichen, denke ich dann, es fühlen sich alle wohl hier bei mir. Ich lehne mich zurück und bin nur glücklich.

Ich weiß, bald liegen jede Menge Bilder herum, auf den Tischen, am Boden, überall. Wie Geschenke liegen sie herum, verbreiten Farben, erzählen Geschichten und erzeugen Gefühle. Herrlich!

Wir sprachen wie immer über das Schaffen, über die Werke und auch über die Gefühle. Die Stimmung war dicht, bewegt und satt als sie aufbrachen und meinten, es sei ganz einfach nur schön hier in dem Atelier zu malen, alles passe ganz prima. Das meinten sie auch nach sechs Abenden noch, tatsächlich!